Quelle:"Hamburger Abendblatt-25.11.2016-Christiane Tauer
Die historische Mühle in Hittfeld wird saniert
Hittfeld, 25.11.2016
Foto: Christiane Tauer / HA
Mühlenbesitzer Heinrich Voß (links) und seine Tochter Carmen Schulz-Voß setzen auf die
Unterstützung von Kreisdenkmalpfleger Wolfgang Küchenmeister.
Die Kappe des Gebäudes hat große Schäden und wird repariert. 2017 sollen die Flügel wieder
montiert werden.
Es tut sich etwas bei Hittfelds historischem Wahrzeichen. Die denkmalgeschützte Windmühle auf
der Anhöhe am Hittfelder Friedhof wird derzeit saniert. Vor einem Monat haben die Arbeiten an
dem sogenannten Erdholländer aus dem Jahr 1870 begonnen. "Die Kappe im Dach hatte große Schäden,
deshalb mussten wir in diesem Fall dringend handeln", sagt Kreisdenkmalpfleger Wolfgang
Küchenmeister.
Küchenmeister ist so etwas wie der letzte Rettungsanker der Eigentümerfamilie Voß. Vor drei
Jahren hatte sich ein Förderverein gebildet, der die Mühle vor dem Verfall bewahren wollte.
Er sollte dafür sorgen, Fördermittel einzuwerben. Zwar können das auch Einzelpersonen,
wenn ein gemeinnütziger Verein die Anträge stellt, sind sie aber aussichtsreicher.
Doch es knirschte in der Zusammenarbeit zwischen Verein und Eigentümern, die Zahl der
Vereinsmitglieder stagnierte auf niedrigem Niveau. Es war schwierig, Freiwillige
für die Mühle zu begeistern, da sie Privateigentum und kein öffentlicher Besitz ist
und die Interessen kollidierten.
Beispielsweise stand im Raum, die Gebäude rund um die Mühle abzureißen, damit sie wieder
wie früher ein frei stehendes Monument ist. In einem Gebäudeteil ist jedoch die Küche
des angrenzenden griechischen Restaurants untergebracht, ein Abriss wäre für den
Pächter nicht wirtschaftlich gewesen.
Mittlerweile ist der Förderverein komplett Geschichte und Carmen Schulz-Voß,
Tochter des letzten aktiven Müllers Heinrich Voß, setzt darauf, auch die weiteren
Sanierungsarbeiten stemmen zu können. Sie hofft dabei auf finanzielle Hilfe oder
die Bildung eines losen Unterstützerkreises.
14.000 Euro kostet alleine die jetzige Dachsanierung, die verhindern soll, dass es
in die Mühle hineinregnet. Der Landkreis Harburg steuerte 6000 Euro bei und die
Meckelfelder Gerüstbaufirma kam ihnen finanziell sehr entgegen - von der Gemeinde
Seevetal gab es allerdings keinen Cent.
Das Innere der Mühle wurde bis vor ein paar Jahren als Nebenraum der Diskothek genutzt
Foto: Christiane Tauer / HA
"Sicherlich fühlen wir uns da ein bisschen allein gelassen", sagt Carmen Schulz-Voß.
Die 42-Jährige weiß aber auch, dass die Tatsache, dass die Mühle in Privatbesitz ist,
an diesem Punkt wieder ein Hindernis darstellte.
Für den Landkreis Harburg schien das allerdings kein Problem zu sein. "Wichtig ist vor allem,
dass das Denkmal nicht im Bestand gefährdet ist", sagt Wolfgang Küchenmeister. Auch er betont,
dass beispielsweise die Anbauten an der Mühle aus denkmalschutzrechtlicher Sicht nicht ideal seien
und man sie eigentlich abreißen müsste. Aber wem ist damit geholfen, wenn der Pächter dann keine
Restaurantküche mehr hat? "Man muss fair sagen, dass es einem Eigentümer dauerhaft kaum zumutbar
ist, so ein Denkmal zu finanzieren", sagt er.
Um Geld zu sparen, hat Heinrich Voß viel in Eigenleistung unternommen. Die markanten Flügel,
die im Jahr 2014 aus Sicherheitsgründen abgenommen werden mussten, hat der 77-Jährige selbst
aufgearbeitet.
Foto: Christiane Tauer / HA
Im Frühjahr sollen die Flügel wieder angebaut werden. Zurzeit fehlen allerdings noch neue Klappen
Jetzt fehlen nur noch neue Klappen und die Flügel, die derzeit auf dem Parkplatz der angrenzenden
Diskothek lagern, können wieder angebracht werden. "Nur noch" ist dabei allerdings untertrieben,
die Kosten für die Klappen liegen immerhin bei rund 12.000 Euro. "Im nächsten Jahr kommen die Flügel
wieder dran", ist Heinrich Voß dennoch optimistisch.
Damit sind die Sanierungsarbeiten aber noch lange nicht abgeschlossen. Der Kopf der Mühle muss neu
gemacht und die Oberfläche des schwarzen Schieferdachs von Moos und Gras befreit werden.
Neue Fenster sind ebenfalls nötig - bloß wer das alles zahlen soll, steht in den Sternen.
Carmen Schulz-Voß setzt dabei auf EU- und Landesmittel.
Der Traum ihres Vaters, die Mühle eines Tages wieder mahlen zu sehen, wird wohl auf längere Sicht
unerfüllt bleiben. "Rein theoretisch wäre das gar kein Problem", erklärt Wolfgang Küchenmeister.
Das Mühlrad wäre voll funktionstüchtig und könnte durchaus wieder so laufen wie zuletzt vor 45 Jahren,
als Müllermeister Voß den Betrieb einstellte.
So lange die Finanzierung und auch zukünftige Nutzung unklar ist, wird sich an dieser Stelle aber
nichts bewegen. "Erstmal geht es nur darum, die Mühle überhaupt zu erhalten", sagt Tochter Carmen.
"Daran liegt uns wirklich viel." Was später einmal mit dem Gebäude geschehe, werde sich zeigen.
Wer die Hittfelder Mühle unterstützen möchte,
kann sich bei Carmen Schulz-Voß unter Telefon 0173/8170808 oder bei der
Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Harburg, Telefon 04171/693365, melden.
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