Karoxbostel 10.11.2016
Quelle:"Hamburger Abendblatt"
Bei der Wassermühle Karoxbostel scheinen die Erfolgsmeldungen gar nicht mehr aufzuhören.
Nachdem kürzlich die Sägerei nach umfassender Sanierung offiziell eingeweiht wurde, die
ersten 15 ausgebildeten ehrenamtlichen Müller ihre Müllerbriefe erhalten haben und die
vielen freiwilligen Mühlenhelfer nur noch den Schweinestall als letztes Gebäude
herausputzen müssen, erhält der Förderverein für die Restaurierung des denkmalgeschützten
Gebäudeensembles jetzt den Landespreis für Denkmalpflege der Niedersächsischen Sparkassenstiftung,
den höchstdotierten Denkmalpreis in der Bundesrepublik Deutschland.
"Wir sind überglücklich über diese großartige Anerkennung", sagt Vereinsvorsitzende Emily Weede
und kann ihre Freude nicht verbergen. Mehrmals habe sie nachfragen müssen, ob es auch wirklich
der Landespreis sei und nicht etwa "nur" eine Belobigung oder Ähnliches. Es ist das erste Mal,
dass diese hohe Auszeichnung in den Landkreis Harburg geht.
Sie danke allen, die an diesem "unfassbaren Erfolg" beteiligt seien, sagt die Vorsitzende.
Damit meint sie insbesondere die mittlerweile mehr als 1000 Mitglieder, die den Verein zum
größten Mühlenverein in Deutschland gemacht und von denen viele tatkräftig bei den
allsonnabendlichen Arbeitseinsätzen an der Wassermühle mitgeholfen haben. Das Preisgeld in
Höhe von 15.000 Euro will der Verein direkt in die Restaurierung des Schweinehauses stecken,
das im kommenden Jahr fertig sein soll.
Besonders freut sich Emily Weede über die Art des Preises. "Der Landespreis ist ein Fachpreis,
und wir als Ehrenamtliche haben gezeigt, dass auch wir ihn gewinnen können", sagt sie.
Ansonsten würden häufig Architekturbüros oder andere Facheinrichtungen für ihre Arbeit
ausgezeichnet werden.
Ihr großer Dank geht deshalb insbesondere an Kreisdenkmalpfleger
Wolfgang Küchenmeister. "Er hat uns immer ganz toll beraten, das muss man wirklich sagen",
lobt sie seinen Einsatz. Weiter dankt sie den beteiligten Handwerkern, die die Ehrenamtlichen
"hervorragend unterstützt" hätten.
Seit der Vereinsgründung im Februar 2012 haben Dutzende freiwillige Mühlenretter Tausende
von Arbeitsstunden in die Sanierung und Restaurierung des teilweise fast 200 Jahre alten
Hof-Ensembles mit reetgedecktem Bauernhaus, Wassermühle, Sägerei, Backhaus und ehemaligem
Schweinestall gesteckt. Als sie anfingen, war der gesamte Hof eine Ruine und die Aufgabe
schien schier unlösbar.
"Trotzdem wollten wir möglichst viel von der Original-Bausubstanz erhalten und sind deshalb
sehr behutsam bei der Sanierung vorgegangen", erläutert die Vereinsvorsitzende die Herangehensweise.
Dass der Verein schon jetzt, kurz vor Abschluss der Sanierung des gesamten Ensembles, so viel Leben
auf das Gelände gebracht hat, hat die Jury neben dem Restaurierungskonzept besonders überzeugt.
Unter anderem finden dort Lesungen, Konzerte und Ausstellungen statt, es gibt Kooperationen mit
den Behinderteneinrichtungen Elbe-Werkstätten und Haus Huckfeld, die Grund- und Hauptschule
Hittfeld hat einen Teil ihrer Ganztagsbetreuung an die Mühle verlegt, und seit Januar 2016
können sich Heiratswillige sogar in der ehemaligen guten Stube des Wohnhauses, die zur Außenstelle
des Seevetaler Standesamts wurde, das Jawort geben.
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