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Auf dem Weg zur Schwammstadt
Projekt Göhlenbach Nord
Wasser wird gespeichert – und auch Bäume spielen eine wichtige Rolle in diesem Prinzip
VON BJÖRN HANSEN
Wer Anfang November an der Straße Am Göhlenbach in Hittfeld entlangkommt, wird feststellen: Dort werden Bäume und Sträucher gefällt und zurückgeschnitten.
Doch keine Sorge: All das sind Arbeiten, die einem guten Ziel dienen, teilt die Gemeinde Seevetal dazu mit. Der Göhlenbach wird renaturiert und das Gelände schließlich
durch Weiden, Erlen und Feuchtwieseneinsaaten wieder begrünt.
Zurück zur Natur: Dafür müssen Bäume fallen.
Die mit Fördermitteln des Bundes bezuschusste Renaturierung des Göhlenbachs geht nun in die Umsetzung. Zwischen Ende Oktober bis voraussichtlich Freitag, 7. November,
werden hierfür einige Gehölze entlang der Straße Am Göhlenbach zurückgeschnitten oder auch gefällt, um ausreichend Platz für die anstehenden Arbeiten zu schaffen.
Zudem gefährden zu hoch gewachsene Bäume die Freileitungen der straßenbegleitenden Stromtrasse. So ist es etwa erforderlich, die große Weide am Meyermanns-Teich
zurückzuschneiden. Weiterhin wird der nicht standortgerechte Fichtenbestand entlang des Straßengrabens beseitigt und mit typischen Sträuchern wie Weiden der Bachtal-Auen ersetzt
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Dann erfolgen am Meyermannsweg im begrenzten Umfang Baumfällungen, um Platz für den neu herzurichtenden Bachlauf zu schaffen. Nach Fertigstellung der baulichen Renaturisierungsmaßnahmen
wird eine umfassende standorttypische Wiederbegrünung erfolgen.

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Zwischen der Straße Am Göhlenbach und dem Peperdieksberg richtet die Gemeinde Seevetal ein besonderes Baugebiet ein. Kernpunkt ist hier die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung.
Da wegen der Folgen des Klimawandels auch in Norddeutschland vermehrt mit Extremwetter zu rechnen ist, müssen künftige Baugebiete neu gedacht werden. Daher unterliegt das Baugebiet
Nördlich Göhlenbach in Hittfeld dem Prinzip der Schwammstadt.
Rigolen und Zisternen halten das Wasser
Vor Ort setzt man jetzt darauf, dass man immer ausreichend Regenwasser im Bauquartier speichern kann. Genauer gesagt soll das Regenwasser nicht nur zurückgehalten werden, sondern
genauso auch verdunsten und versickern sowie für die Bewässerung der Grünanlagen genutzt werden.
Im Baugebiet Nördlich Göhlenbach setzt das Bauamt überwiegend auf sogenannte Mulden-Rigolensysteme, die in einer größeren Anordnung an den Straßen und auch langgezogen an der
Grünachse stehen sollen. Mit Zisternen aus großen Betonrohren entlang der Grünachse soll die Bewässerung der öffentlichen Grünanlagen gewährleistet werden.
Sowohl an den Zisternen als auch an den Mulden-Rigolensystemen wird bereits seit September gearbeitet. Am südlichen Ende des Baugebiets soll eine Art Wall eine sogenannte Retentionsfläche bilden,
die der Rückhaltung von Wasser dient. Diese ist gedacht als Wiesenfläche mit einem Überlauf zum dann neu gestalteten Göhlenbach.
Zweites Thema im Baugebiet ist die Renaturierung. Der Göhlenbach ist bisher wenig mehr als ein Straßengraben. Für das Baugebiet soll er in der Funktion als Vorfluter dienen, sprich,
er soll Wasser ein- und ableiten können. Dazu muss der Bachlauf renaturiert werden.
Ein neuer Naturraum in Hittfeld entsteht
Ziel ist es, die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes vor allem bezüglich seines Wasserhaushaltes und als Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt wesentlich zu verbessern.
Der Göhlenbach mit seiner angrenzenden Aue soll so wieder die natürliche Retentionsfähigkeit erlangen.
Nicht zuletzt entsteht damit auch ein neuer Naturraum, der aus Sicht der Gemeindeverwaltung positive Auswirkungen auf das Wohnumfeld und die Naherholung hat. Der Göhlenbach
wiederum wird jetzt ganz in die nördlich angrenzenden Wiesen verlegt, um genügend Raum für ein sich ausbreitendes Bachbett zu schaffen.
Weitere Maßnahmen sind auch hier seit September im Gange: Der Meyermanns-Teich wird entschlammt und verkleinert. Zuvor müssen noch die Fische aus dem Teich geholt werden.
Östlich der Bahnhofstraße bleibt der Göhlenbach in seinem Bett. In diesem Bereich werden Sohlschwellen durch Sohlgleiten ersetzt, die das Bachrauschen verursachen.
Die Pflanzungen von Erlen und Weiden entlang des Gewässers runden das Projekt ab.
Das Bundesumweltamt (UBA) sieht im Prinzip der Schwammstadt großes Potenzial. Alle Regionen in Deutschland, aber insbesondere die Städte mit ihrem Umland sind von
den Folgen des Klimawandels betroffen. Dies bestätigt die Klimawirkungs- und Risikoanalyse des Bundes von 2021. Beim Umgang mit den Folgen des Klimawandels spielen
natürliche Systeme und Ressourcen wie Stadtbäume eine besondere Rolle.

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